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Abschrift
der Pressekonferenz
nach der dritten Arbeitssitzung des Rats für deutsche Rechtschreibung
am 08. April 2005 im Kongresszentrum
der Hanns-Seidel-Stiftung in München
Vom Rat
für deutsche Rechtschreibung autorisierte Abschrift von www.radio-luma.net,
Redaktion Hans-Peter Meyer & Christoph Urbanietz
Schlußredaktion radio-luma: Geschäftsstelle vom Rat für deutsche
Rechtschreibung am INSTITUT FÜR DEUTSCHE SPRACHE (IDS), Mannheim
[Die Dauer
der Pressekonferenz rund 38 Minuten]
Dr.
Zehetmair: Meine sehr verehrten
Damen, meine Herren. Ich darf Ihnen danken, dass Sie der Einladung zur
Pressekonferenz Folge leisten.
Wir kommen voran. Aber es ist mühsam. Zunächst bewerte ich es als
sehr positiv und ebenso der Direktor des Instituts für Deutsche Sprache,
und unsere Geschäftsführerin Frau Dr. Güthert, die den gesamten
Bereich des Rates geschäftsführend begleitet.
Ich werte es zunächst einmal als einen wichtigen Fortschritt, dass wir
die Zusage und Mitteilung vom P.E.N.-Zentrum bekommen haben, dass sie sich
jetzt offiziell am Rat beteiligen in der Person von Professor Ickler, der
ja in seiner dezedierten Haltung auch sehr bekannt ist und davon auch öfter
Gebrauch gemacht hat.
Wir haben in der Arbeitsgruppe, über die ich gleich sprechen werde,
auch die Zusage von Professor Eisenberg bekommen, der ja gleichzeitig Repräsentant
der Akademie für Sprache und Literatur und Dichtung ist und der in den
beiden Sitzungen der Arbeitsgruppe nicht nur teilgenommen hat, sondern
intensiv mitgearbeitet hat und heute auch am Plenum teilgenommen hat.
Warum sage ich das? Im Mittelpunkt der heutigen Sitzung stand natürlich
die Beratung über die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Getrennt- und Zusammenschreibung,
also mit anderen Worten: Wir hatten in der letzten Sitzung des Plenums beschlossen,
eine Arbeitsgruppe für Getrennt- und Zusammenschreibung einzusetzen
mit der Federführung von Professor Eichinger, mit dem Schweizer Vertreter
Professor Gallmann, mit dem Vertreter von Österreich Professor Schrodt,
mit dem Vorsitzenden des Journalistenverbandes Herrn Hein, mit Professor
Lusser (ebenfalls aus Österreich), mit dem Repräsentanten des Dudenverlags,
Dr. Wermke und als externen Sachverständigen Prof. Eisenberg. Ich habe
das deswegen genannt, damit erkennbar wird, dass schon die Arbeitsgruppe
ein Spektrum ist der unterschiedlichen Akzentuierungen im Rahmen des Rates
und auf den Befindlichkeiten über die Rechtschreibung und die Rechtschreibreform
oder auch auf die Notwendigkeit einer weiteren Reform der Reform.
Und diese Arbeitsgruppe hat in zwei intensiven Sitzungen mit jeweils
vier bzw. fünf Stunden Dauer am 7.3. und am 1.4. getagt und ein Arbeitspapier
vorgelegt, das wir heute dem Rat auch unterbreitet haben als Beratungsgrundlage
und das ich Ihnen anbiete zu bekommen. Wir ziehen es gerade ab und dann können
Sie sehen, was ich jetzt nur kursorisch kurz mitteile.
Es war vereinbart und es entspricht unserer Geschäftsordnung, dass nicht
ad hoc beschlossen wird, sondern zuerst der Komplex beraten wird und dass
wir dann in der nächsten Sitzung am 3. Juni die Beschlussfassung anstreben.
Bekanntermaßen ist ja der Komplex der Getrennt- und Zusammenschreibung
der umstrittenste und am meisten auch die Öffentlichkeit insgesamt interessierende
Bereich einschließlich der damit zusammenhängenden Fragen von
Groß- und Kleinschreibung. Allen ist ja bekannt, dass diese Neuschreibung
mit Leid tun (groß) doch das Unverständnis weit und breit hervorgerufen
hat. Das wird vom Tisch genommen und es wird wieder in die Kleinschreibung
gehen und dort auch bleiben. Aber analog dazu, das finden Sie dann in dem
Papier, wird es dann auch für andere Bereiche gehen, wie Not
tun, auch
die Sache mit Kopfstehen, Eislaufen etc.
Wir haben im Bereich der Zusammensetzung mit Adverbien – Adverbien
der Richtung, des Ortes und mit Pronominaladverbien – eine ganze Reihe
von Änderungsvorschlägen vorgelegt, die immer in die Tendenz gehen:
wieder Zusammenschreibung. Das ist von abwärts [gehen] zu aneinander [fügen] bis hin zu hintenan-/hintan-,
voraus-, vorbei-, vorher-, zusammen-, zuvor-. So was kann man schwer einfach im Detail erläutern. Darum kriegen
Sie das Papier. Dann können Sie sich die Beispiele heraussuchen, die
Ihnen am mundgerechtesten erscheinen und am verständlichsten rübergebracht
werden können, soweit man die Dinge überhaupt so voll verstehen
will und für nicht Insider abgeben kann. Wir haben auch vorgeschlagen,
dass vorkommende Wörter wie abhanden, anheim, inne, die bisher und in
der überarbeiteten Fassung von 2004 getrennt zu schreiben waren, wieder
zusammengeschrieben werden. Wie gesagt: Das ist der Punkt 1, den Sie im Detail,
soweit eben Ihr Interesse besteht, sich genau anschauen können.
Wichtig ist uns die Vorlage zum Punkt 2 ebenso, nämlich (ich sage es
mal im Fachjargon) bei der Sprachbildung und auch bei der Schreibung: die
idiomatisierte Gesamtbedeutung eines zusammengeschriebenen Wortes zu verdeutlichen.
Beispiele: kranklachen, vollquatschen, festnageln oder heiligsprechen, wo
man ja oft gehört hat, es sei eben ein Unterschied, wie man heilig spricht
oder ob man jemanden heiligspricht.
Leid tun, eislaufen: Das habe ich schon gesagt, wir sind der Meinung,
dass das eis- nicht der Gegenstand ist wie Ski-/Schilaufen, sondern eben
klein und zusammen.
Noch mal drübergehen müssen wir bei dem Punkt 4 der Vorlage, das
ist die Zusammensetzung mit einem verbalen ersten Bestandteil. Da gibt es
deutlich Kreise die sagen, es ist für die Kinder so gut zu merken, wenn
man sagt: Zwei Verben nacheinander im Infinitiv und Verbung schreibt man
immer getrennt. Also laufen lernen, baden gehen, spazieren fahren,
schätzen
lernen. Da kommt unser Wort aber: kennen lernen. Das ist doch eigentlich
nicht vergleichbar mit spazieren fahren. Und wir haben jedenfalls vorgegeben,
dass das wie bisher zusammengeschrieben bleibt.
In vielem hat gerade Eisenberg deutlich gemacht, dass Sprache eben
ein gewachsenes Organ ist und dass man nicht einfach nur sagen kann,
jetzt wird wegen einer Regel eine Vereinfachung vorgenommen. Ich sage aus
meiner
Sicht: das war auch mein Hauptanliegen, dass die Frage der Orthographie
auch sinngemäß erfolgen soll, und dass nicht in erster Linie eine Einordnung
in ein Regelwerk hier gelten soll. Da gibt es nicht bei allen die gleich
dezidierte Meinung, die sich mir anschließt, aber erfreulicherweise
sage ich, dass wir letztlich bei den ersten drei Punkten so gut wie uneingeschränkt
das generelle zustimmende Votum der Mitglieder bekommen haben (da gibt
es mal eine Ausnahme eines Professors aus der Schweiz, muss ich nicht vertiefen),
aber bei dem Gremium mit 37 Leuten ist das schon ein beachtliches Ergebnis.
Es spricht für die sehr beachtliche Arbeit dieser Arbeitsgruppe, die
von Hein bis zu Gallmann gehen (Hein ist der Praktiker aus dem Journalismus
heraus und Vertreter für Zeitungen der Journalisten, während Gallmann
früher der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung
schon angehörte und relativ stark zu dem Ergebnis 2004 stand und steht.
Insofern betrachte ich es im Sinne meiner Anfangsthese: Wir kommen voran,
wenn auch mühsam, als einen bedeutenden Schritt heute. Wer von Ihnen,
da hab ich ja Verständnis, sagt: Aber Ihr hättet es beschließen
sollen, dem will ich nur sagen: Wir müssen noch eine Reihe von Punkten
hier noch vervollständigen. In der Kürze der Zeit konnte diese
renommierte Gruppe nicht das alles schon perfekt machen.
Ich schließe ab damit, dass wir im Grunde zwei Tendenzen vereinbart
haben: Wissenschaftlich soll diese Vorlage auch dem Anspruch der Vollständigkeit
gerecht werden. Daher werden, Sie haben es ja vor sich liegen, die Belege
und Beispiele vervollständigt werden, jedenfalls weitgehend vervollständigt
werden. Was die Schule und den Termin 1. August betrifft, so geht es uns
darum, dass wir jetzt nicht sagen: wie kann man alles in möglichst vereinheitlichende
Regeln setzen, sondern es herrscht schon die Meinung, dass die Sprache da
ist und man dann überprüft, wo etwas eine systematische Regel braucht
und wo etwas eine gewachsene Entwicklung hat. Insofern bitte ich Sie auch,
welcher Tendenz immer Sie zuneigen: Wir dürfen nicht erneut einen totalen
Wirbel in den Schulen machen, wollen das auch nicht, wollen es auch den Lehrern
nicht erschweren. Ich sage allerdings auch wieder als meine Meinung hinzu:
Ich möchte schon, ebenso als ehemaliger auch für die Schulen verantwortlicher
Minister, dazu beitragen, dass die Schulen nicht allein unter der Perspektive
sehen, was können wir anstreichen, wenn es falsch ist, sondern wie können
wir auch eine pädagogische Hilfe leisten, wenn sie getrennt oder zusammenschreiben
und solche Dinge, dann muss es nicht der Fehler sein, dann kann es auch einmal
der Brückenschlag unten sein und man sagt dem Kind: Das schreibst du
besser oder überhaupt nur richtigerweise zusammen. Es ist ein schwieriger
Ritt. Aber ich glaube, dass wir Ihnen in diesem Punkt dann Anfang Juni ein
Ergebnis vorlegen können, bei dem einige evidente Ungereimtheiten ausgemerzt
werden können und bei dem wir auch (ich wiederhole meine Wortschöpfung
wieder) einen gewissen Umfang zwischen öffentlicher Meinung und den
Fachleuten versöhnen können.
Jetzt sollte ich noch aus meiner Sicht abschließend sagen, dann bitte
ich ebenfalls Professor Eichinger zu ergänzen: Wir haben dann heute
eine neue Arbeitsgruppe für das nächste Thema eingesetzt, das da
heißt Zeichensetzung (also Interpunktion) und Worttrennung am Zeilenende.
Ich sag Ihnen gern auch die Namen: Bei uns ist es die Frau Pasquay vom Bundesverband
der deutschen Zeitungsverleger; dann ist es Professor Ossner, Deutschdidaktiker;
dann ist es von uns noch der Herr Banse, Vertreter der Schulbuchverlage,
und Herr Ickler. Auch hier bitte ich zu sehen, dass wir mischen wollen: also
hier ein Schulbuchverlag sehr praxisausgerichtet und daneben auch fachwissenschaftlich
und didaktisch. Professor Eichinger wird auch diese Arbeitsgruppe leiten,
von der seitens der Österreicher noch Frau Steiner vom österreichischen
Wörterbuch angekündigt wurde sowie Professor Lindauer und möglicherweise
auch Herr Dové von der Schweizer Delegation. Die Namen und Nennungen
von dort sind ja aus deren eigenem Bereich. Dové wäre vom Verband
der Schweizer Presse und Lindauer ist ein Fachdidaktiker.
Das wäre es, was ich knapp zusammengefasst als Ergebnis zu sagen habe.
Vielleicht sollte ich noch sagen, dass wir erstens die KMK (die Kultusministerkonferenz)
gebeten haben, zwei Änderungen im Statut vorzunehmen. Unsere Beschlüsse
werden nicht mit einfacher Mehrheit gefasst, wie es vorgesehen war, sondern
mit Zweidrittelmehrheit. Und zweitens auch, dass dem Antrag des Rats, der
Vertreter von Liechtenstein und der Vertreter von Südtirol Sitz- und
Stimmrecht bekommen sollten, stattgegeben wurde.
Jetzt hoffe ich nur noch, dass die Akademie für Sprache und Dichtung
in der nächsten Plenarsitzung auch offiziell beschließt, Mitglied
im Rat zu werden. Dann hätten wir auch die volle Palette und da leg
ich Wert drauf.
Vielen Dank.
[ab
ca. 14:37 Min.]
Prof. Eichinger: Wie Herr Zehetmair schon zu Recht gesagt hat, haben
wir ja mit dem schwierigsten, komplexesten Teil begonnen. Und warum?
Weil unter anderem, was auch Herr Zehetmair schon gesagt hat, heute noch
keine
Entscheidungen eigentlich überhaupt getroffen werden konnten. Wir
haben uns mit dem Bereich der Verben beschäftigt. Das ist der § 34
der Regelungen, wenn Sie so wollen, und das ist zweifellos der grundlegendste
Bereich. Allerdings geht eben die Regelung bis einschließlich § 36,
mindestens, wo Partizipien, wie blutstillend oder so etwas behandelt
werden, und das muss erst noch gemacht werden. Das war erst nicht anders
zu schaffen.
Und zweitens: Es war im Prinzip sinnvoll, uns ein positives Votum
einzuholen, bevor wir weiterarbeiten. Mich freut es Folgendes sagen zu
können: dass
die Zustimmung, die wir jetzt aufgrund der Zusammensetzung, die wir waren,
bekommen haben, dass wir zeigen konnten, dass wir nicht (was dauernd zu lesen
war) eine Alibiveranstaltung seien, die (ich weiß nicht) irgendetwas
tun (auf jeden Fall etwas Alibiartiges), sondern dass wir uns ganz ernsthaft
mit dem Bereich beschäftigt haben, die Schwierigkeiten, die aus der
so genannten neuen Rechtschreibung kommen, die die Haupttendenz verfolgt,
die Entscheidungen regelhaft, d. h. so klar wie möglich zu machen, aber
an dieser Stelle in Konflikte kommen, zum Teil mit den Üblichkeiten
des Schreibusus (also des Schreibgebrauchs) und, wie man das so hatte, in
diesem Bereich stärker auf den Gebrauch der Schreibung zuzugehen und
trotzdem zu systematisieren. Es konnte ja nicht darum gehen, zu sagen, wir
lassen kennenlernen wieder zu, wir lassen leidtun wieder zu und lassen noch
irgendwas anderes wieder zu, sondern wir haben versucht (und einigermaßen,
glaube ich, erfolgreich versucht), einen auf jeden Fall sehr nah an der Entscheidungsfindung
liegenden Text vorlegen zu können, der sich in Duktus und Durchführung
im Moment soweit auch an die derzeitige Regelung anlehnt, dass er letztlich
nach Überarbeitung dort auch einfügbar ist.
Es ist, glaube ich, ein bemerkenswerter Fortschritt, dass (was immer
es sein wird) traditionelle und systematische Unterscheidungen zwischen
Getrennt- und Zusammenschreibung wieder getroffen werden können und diese Unterscheidungen
normalerweise auch etwas bedeuten und dass wir es auch gewagt haben (es ist
allerdings noch sehr umstritten, sozusagen das ist noch so halb) auch das
zu regeln, dass der Gebrauch eben an manchen Stellen wirklich unsicher ist,
echt schwankt oder es echte Trends gibt, sodass wir versuchen, auch so Tendenzregeln
zum Teil zu formulieren, die eben dann nicht zu 100 Prozent zu befolgen sind,
also an verschiedenen Stellen eine gewisse Wegweisung geben (zum Beispiel
gibt es ja eine Tendenz, kurze Adjektive die Ergebnisse bezeichnen, mit dem
Verb zusammenzuschreiben, selbst wenn sie nichts besonderes bedeuten (blank
putzen, auch blankputzen). Also so etwas, nicht wahr. Wir haben mithin versucht
auch solchen Dingen soweit es geht systematisch entgegenzukommen, danach
nicht richtige Einzelbeispiele zu klären.
Wie Herr Zehetmair auch schon gesagt hat, hat uns am meisten Schwierigkeiten
bei dieser Aufgabe gemacht, tatsächlich kennen lernen und seine Umgebung
(sag ich mal), weil das mit den Verben relativ wenige Fälle sind und
daher nicht viele zentrale Fälle sind (dies sind ganz viele marginale
Fälle) und dann fällt es einem natürlich schwer, die ordentliche
Regel zu formulieren, die mehr trifft als ein Wort. Darum ist dieser Punkt
auch noch am umstrittensten und wir sammeln jetzt noch einmal weitere Beiträge
aus dem Rat, was man sich noch an verschiedenen Lösungen denken könnte,
um dieses Problem nicht bloß punktuell, sondern systematisch zu lösen.
Das ist, was ich vielleicht so linguistischerseits ein bisschen dazu
erzählen kann.
[ab
ca. 18:25 Min.]
Dr. Zehetmair: Vielen Dank. Wir stehen für Fragen gern zur Verfügung.
Herr B., bitte!
Herr
B.: Herr Dr. Zehetmair, Sie sagten: „Die Sprache kommt zuerst,
dann kommt die Regel.“ Sie stellen da eine Beziehung her zur Schule
und zu diesem Termindruck 1. August ist ganz klar. Darf ich Sie so verstehen,
dass es wichtiger ist, jetzt zu einer klaren und handhabbaren und sicheren
Regelung zu kommen, als den Termin einzuhalten sodass notfalls die Übergangsfrist
verlängert werden kann? So darf ich gleich die Zusatzfrage stellen:
Halten Sie es überhaupt für möglich, bis zum 1. August jetzt
nicht nur eine abschließende Beschlussfassung des Rats für Rechtschreibung
plus Zustimmung der Kultusministerkonferenz, sondern was für die Schulen
wichtig wäre, auch Wörterbücher zu haben, die den Stand der
dann geltenden Dinge nachschlagbar machen?
Dr.
Zehetmair: Klarheit und fachliche Verlässlichkeit sind das höhere
Ziel gegenüber dem Datum 1. August. Dabei werden wir nicht Einfluss
nehmen wollen und auch nicht können auf diese vorgefasste Beschlussfassung
der Kultusministerkonferenz am 1. August einen gewissen Status quo
festzulegen. Daher werden wir ein paar Signale bis dorthin geben.
Die Frage, was das Thema Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und
Kleinschreibung und auch Interpunktion betrifft: wie beispielsweise dann
die Interpunktion im Schulbereich übergebracht wird, werden wir im Falle
der Interpunktion den Vorschlag machen, dass man auf jeden Fall mehr Kommata
setzen darf, genauso wie bisher. Die Zeitungen schreiben samt und sonders
wieder die Kommata – und dies wegen der Lesbarkeit, wegen der Sinnabschnitte
etc. Das ist der eine Punkt, den ich so beantworten will.
Und der andere Punkt lautet: Der Rat ist ja eingerichtet und gewählt
zunächst auf sechs Jahre und er soll und er wird mindestens zweimal
im Jahr tagen. Und wenn wir aus den unruhigen Gewässern rauskommen,
nach dem vermeintlichen Datendruck, dann wird hoffentlich nicht ein statisches
Gebilde verordnet, sondern wird die Sprache weiter dynamisch sein und je
mehr die Politik draußen vorbleibt, umso mehr können wir dann
dienend die Entwicklung der Sprache begleiten. Es sind ja von Herrn
Eichinger Beispiele genannt worden, denen wir selber ansehen, wie sie sich
in der Schreibgepflogenheit
in den entsprechenden Bereichen entwickelt haben.
Ich will ganz bewusst dazu Beispiele aus der Fremdwortseite nehmen:
Natürlich habe ich mich sehr geärgert und bei einigen auch noch
den Zahn gezogen mit einigen simplifizierten Schreibweisen. Auch hier wird
man sehen, ob jemand Ketchup oder Ketschup schreibt oder nur ißt oder
isst, wie es heute geschrieben wird. Und wer schon Portmonee und nicht mehr
Portemonnaie schreibt, wird normalerweise in der Lage sein, das Wort vernünftig
zu schreiben oder, wenn er das nicht kann, weicht dann eben auf den
Begriff Geldbeutel aus.
Das heißt: Ich will damit nur ein bisschen locker antworten und sagen:
Sprache wird sich weiterentwickeln. Denken Sie doch an so simple Beispiele
wie: In meiner Kindheit musste ich immer Frisör mit eu schreiben,
das heute ja mit Umlaut ö geschrieben wird.
Das ist genauso für das
Wort Ski, das heute mit sch, also Schi geschrieben wird.
Das sind Entwicklungen, die die Etymologie nicht kaputtmachen, sondern
man gewinnt die Vertrautheit mit einem Wort. Außerdem ist es viel wichtiger,
dass wir nicht alle deutschen Wörter durch Anglizismen ersetzen, sondern
dass wir noch Sinnhaftigkeit in der Sprache, im schriftlichen Ausdruck haben.
Insofern wird es ein dynamischer Prozeß bleiben und der 1. August ist
nicht in unserem Ermessen, er ist nicht die oberste Orientierungsmasche.
Herr
B.: Verzeihung, aber ein Teil meiner Frage ist
nicht beantwortet worden. Die Frage ging dahin, ob Sie es für möglich halten, bis zu diesem
Termin 1. August aus den unruhigen Gewässern, wie Sie das genannt haben,
herauszukommen, was ja voraussetzen würde, dass in den Schulen dann
auch Wörterbücher zur Verfügung stehen oder die man nachschlagen
kann, wenn man kennen lernen zusammen oder vermeintlich getrennt schreibt,
wie auch immer. Es muss also irgendwo nachlesbar sein, dann erst kann die
Schule Fehler korrigieren. Wenn das nicht möglich ist, kann doch eigentlich
gar keine verbindliche Schreibung festgelegt werden.
Dr.
Zehetmair: Ich halte es nicht für möglich, dass man in der
knappen Zeit das gedruckte Wort darauf umstellt, noch einmal, neue Wörterbücher
und Schulbücher etc. zu publizieren, nein, das halte ich nicht für
möglich. Ich halte es aber auch nicht für notwendig, dass man – wie
in Österreich geschehen – ab dem Terminende der Übergangszeit,
Literatur, die noch in alter Orthografie gesetzt ist, nicht mehr zulassen
will. Das heißt: ich halte es für möglich, dass wir in der
Frage Getrennt- und Zusammenschreibung im Sinn unseres Arbeitspapiers einige
grundlegende Signale schon aussenden, bei denen auch die Lehrkraft dann weiß,
dass dies im Plus ist und dass sie das nicht mit der gleichen apodiktischen
Haltung anstreichen soll, wie Sachen, die nicht strittig sind. Das heißt,
wir werden also eine gewisse pädagogische Sensibilität brauchen
(ja, gut, vielleicht habe ich jetzt gerade ein zweifelndes Lächeln),
aber es ist so: Wir reden von mehr Profil der Schule, wir reden von mehr
Dynamisierung und ich finde, es ist auch ein gutes Stück Chance überhaupt,
wenn man dann sagen kann: Korrigiert mal! Ich nehme einen Abschnitt aus einem
Schulbuch. Dann sage ich: korrigiert mal rein, was sich da geändert
hat. Das wäre eine induktive Methode, die mit Sicherheit einen pädagogischen
Wert hat. Aber darüber mehr an anderer Stelle.
Herr A. (Reuters): Ich hätte zwei Fragen, die ich gern beantwortet hätte,
ohne hier jetzt schon das ganze Papier durchgelesen zu haben: Können
Sie in etwa beziffern oder quantitativ qualifizieren, wie viel Fälle
der neu eingeführten Getrenntschreibungen wiederum durch die Rechtschreibreform
geändert bzw. wieder zurückgenommen werden sollen, wie weit als
Anteil. Und meine zweite Frage: Verstehe ich Sie richtig, dass man davon
ausgehen kann, dass der Rat diese Vorschläge dann auch annehmen wird
und sodann die Kultusministerkonferenz auch oder gibt es in dieser
Richtung keine derartigen Signale?
Dr.
Zehetmair: Ohne dass ich dem Votum des Rates am
3. Juni vorgreifen will und kann, gehen wir von der heutigen Willensbildung
aus, dass wir die erforderliche
Mehrheit ohne große Strittigkeit im Ganzen, wenn dann noch in Einzelbereichen,
erreichen werden und danach, wie sich die KMK bisher geäußert
hat, will sie sich womöglich dann dem Votum des Rats nicht verschließen.
Ich rate es auch nicht.
Und die Frage 1 darf bitte Professor Eichinger beantworten.
[ca.
26:21 Min.]
Prof. Eichinger: Also eine Zahl kann ich Ihnen jetzt wirklich nicht
nennen. Es ist ja so, dass, wenn Sie laufende Texte nehmen, diese
strittigen Fälle nicht furchtbar viele sind, ja, aber es ist so, dass fast alle
dieser strittigen Fälle jetzt wieder differenziert gelöst sind – so
kann ich sagen –, aber ich kann einfach keine Zahl nennen.
Herr
A. (Reuters): Differenzieren in die Richtung, dass
man sagen kann, inwiefern grenzt die Reform wieder auf die ... [Text unverst ändlich!]
Prof.
Eichinger: Genau! Wo es dann Zusammenschreibung
... [Text unverständlich!]
Herr
A. (Reuters): ... differenzieren ... [Text unverständlich
und durcheinander!]
Prof.
Eichinger: Oder ausdrücklich eine Zusammenschreibung
oder aber an gewissen Stellen eben zeigt, dass dann beides derzeit existiert
mit einer
gewissen Akzentsetzung.
Dr.
Zehetmair: Diese Partout-Regelung: Getrenntschreibung
möglichst
immer, die wird hier im Akzent nach dem Sinn nach orientiert.
Herr
A. (Reuters): Und die Fälle, die in dem Papier drin sind, das
waren alles solche Fälle?
Prof.
Eichinger: Das Papier beruht sozusagen auch auf
der jetzt neuen Regelung der neuen Rechtschreibung. Es gibt eine ganze
Reihe von Dingen, die sind
ja völlig unstrittig. Die sind natürlich auch nicht geändert.
Das sind Sachen wie: auf- und absteigen, hinein- und herausgehen,
die man zusammenschreibt. [Fortsetzung unverständlich und durcheinander!]
Dr.
Zehetmair: ... das ist 1:1!
Prof.
Eichinger: ... Es gibt eine Reihe von Dingen,
wo sich nichts ändert,
weil es da so war. Aber die meisten der Fälle, die jetzt in der Diskussion
waren, wo eben vom alten Schreibgebrauch deutlich abgewichen wurde, was eine
Funktion hatte, wird hier vorgeschlagen wieder zu differenzieren. Also, wie
Sie an meinem kennenlernen-Beispiel gesehen haben, gibt es ein paar ziemlich
schwierige Fälle, wie man das einigermaßen systematisch sagt – und
nicht nur den Schülern und auch allen andern sagt: Das eine Wort schreibst
du so, das nächste so und das dritte so ...
Herr
N.N. (Journalist): Die Tendenz sozusagen, wenn
man die bisherige Arbeit zusammenfassen möchte, möchte man dann sagen, ist keine Reform
der Reform, aber ein Schritt zurück und ein Schritt nach vorn?
Prof.
Eichinger: Ich positioniere mich weder so bei
der alten noch bei der neuen Rechtschreibung. Wir haben wirklich versucht,
von überall her
Leute zu nehmen und dann noch einmal die ganzen Argumente zu sammeln, aber
von dem Existierenden ausgehend einen Schritt voranzukommen, was in gewisser
Weise der Schreibpraxis annähernd, wenn man will ein Schritt zurück
ist – auch in mancher Hinsicht ein Schritt zurück, der aber oft
in der alten Rechtschreibung gar nicht explizit geregelt war, so dass wir
die explizite Regelung aber schon haben möchten.
Dr.
Zehetmair: Sprache entwickelt sich vom Dialog, davon
dass man sie gebraucht. Und Sprachreform sollte auch nicht im geschlossenen
Kämmerchen erfolgen,
sondern braucht den Dialog und wenn man – in diesem Falle bedauerlicherweise
zu spät – dann einen deutlich vernehmbaren Dialog und eine Erwiderung
bekommt, dann ist vielleicht das manche Zurück ein Schritt nach vorn.
[ca.
29:27 Min.]
Herr N.N. (Journalist): Nun hat man ja kennen
lernen vor der Reform
zusammengeschrieben und nach der Reform auseinander und jetzt soll
es wieder zusammengeschriebenwerden. Fürchten Sie denn nicht, dass die Verwirrung
da vollständig wird? Oder wird es denn, anders herum gefragt nicht
in der Praxis dazu führen, dass sozusagen sowieso zwei Schreibweisen
jetzt einmal eine ganze Weile einfach so nebeneinanderher existieren, weil
sich jetzt im Grunde ja jeder auf irgendetwas berufen kann, nämlich
auf die ganz alte Regelung, auf die bisher gültige Regelung und auf
die möglich jetzt kommende Regelung. Also sind ja doch jetzt dann
viele Möglichkeiten offen.
Dr.
Zehetmair: Also Sie sprechen den Problempunkt an, der dem Rat vorgegeben
war.
Als welche kamen, die nur forderten: „Alles zurück!“, waren
sie nicht meine Partner.
Als welche kamen, die sagten: „Es darf nichts mehr geändert werden
vom Ergebnis 2004!“, konnten sie es auch nicht sein, sonst hätten
wir den Auftrag nicht bekommen einige Dinge zu glätten und wir versuchen
es ja behutsam und moderat zu glätten. Daher auch die personelle Zusammensetzung
von den verschiedenen Lagern her, ja, weil es natürlich – das
ist Faktum – viel mehr Lesende gibt als Schreibende. Somit ist uns
natürlich der Bereich Zeitschriften, Journalisten und Zeitungen sehr
wichtig. Nicht allein der Didaktiker und der Fachwissenschaftler (also der
ja in der Verästelung alles weiß), nicht allein der Weise kann
es sein. Wir müssen also auch schauen, wie wir die Sprache noch vermittelbar
machen können, so dass letztlich die Frage, das was Sie auch anklingen
ließen, noch einmal vertieft wird, wo es dann ein Sowohl-als-auch gibt
oder eine pädagogische Hinführung zur vorzuziehenden Regelung,
die dann – denken Sie doch an die Auflagen des früheren Monopolwerkes „Duden“ – von
Auflage zu Auflage fortgeschrieben werden. Das war eben so.
[ca.
31:23 Min.]
Herr N.N. (Journalist): Aber das ist ja jetzt auch sozusagen ein Beschäftigungsprogramm
für Schulbuchverlage in gewisser Weise. Die können jetzt wieder
neue Bücher drucken.
Dr.
Zehetmair: Hauptsache Sie sagen nicht, dass das
für mich ein Beschäftigungsprogramm
ist. [Allgemeines Gelächter]
Herr
N.N. (Journalist): Nein, nein! [Gelächter] Nein, aber ich meine,
das heißt es ja in der Praxis schon, dass im Grunde relativ viele Lehrbücher
und auch ... [Fortsetzung geht unter!]
Dr.
Zehetmair: Ja das heißt in der Praxis, dass dann, wenn eine Auflage
ausläuft, man bei der nächsten diese bitte nicht ins Monströse
gehenden Korrekturen vornehmen muss ...
Prof.
Eichinger: Es ist ja nicht so, als würde sich sozusagen die Welt
jetzt wieder ganz ändern. Wir haben gewisse Schwächen erkannt,
die die Öffentlichkeit und die Schreiber nicht tolerieren. Da wäre
es, glaube ich, auf jeden Fall ‘falscher’ zu sagen, die gewöhnen
sich schon an das irgendwie und wir dürfen nichts mehr ändern,
da die Leute ganz leicht verwirrt werden, aber das ist hier ja wirklich keine
völlige Umstellung. Es ist auch nicht so. Darum kann man, glaube ich,
durchaus eben im August, im nächsten Schuljahr, die Möglichkeit
finden, wo man schon sozusagen in die richtige Richtung weist, ohne dass
man die Bücher wegschmeißt.
Dr.
Zehetmair: Und lassen Sie mich noch einen Satz dazusagen:
Wir dürfen
nicht zu dem Ergebnis kommen, dass die Schule so schreibt und die Öffentlichkeit
anders schreibt. Das ist eigentlich das Kernanliegen. „Non scholae,
sed vitae discimus!“, sagte der Lateiner: Nicht für die Schule,
sondern fürs Leben lernen wir. Das bedeutet: Wir tragen auch die Aufgabe,
wenn etwas erkennbar in die falsche Richtung läuft, es zumindest zu
modifizieren.
Ganz herzlichen Dank, dass Sie sich der ... [Fortsetzung unverständlich!]
Ja! Herr B.? Oder wer war´s? Ich hab es nicht gesehen...
Herr
N.N. (Journalist): Wäre es eigentlich nicht am allerwichtigsten
davon wegzukommen, dass man Variantenschreibungen hat, dass man offen lässt
... [Fortsetzung unverständlich!] zusammen oder getrennt. Also diese
Tendenz fehlt mir irgendwo.
Prof.
Eichinger: Also, das verfolgen wir durchaus. Variantenschreibung
hat ja, was man so Variantenschreibung nennt, zwei Gründe, wenn Sie so wollen:
Sie geben entweder irgendetwas frei und sagen: schreib so oder so, es ist
egal, oder es gibt eben in der Sprache unklare und Übergangsbereiche,
wo Sie sozusagen Fehler machen, was immer Sie sozusagen schreiben, und da
gibt’s dann eben echte Doppelungen. Also zum Beispiel so was wie achtgeben – achthaben,
wo es für viele Leute, die (keine) Acht geben schreiben, ein Substantiv
ist, für andere, die nur noch schreiben (nicht) acht geben, ist es dagegen
kein erkennbares Substantiv mehr. Daher existieren derzeit die beiden
Schreibungen, ohne dass das eine direkte Freigabe ist. Die richtige Entscheidung
ist eben
nicht einfach zu treffen.
Dr.
Zehetmair: Herr Denk!
Herr
Denk: Ich möchte noch eine Frage stellen wegen der Schullektüre.
Sie sagten vorhin, dass in Österreich zum Teil schon Bücher aussortiert
werden, die in der klassischen Rechtschreibung geschrieben sind. Wie soll
es in Zukunft aussehen? Es wird also Schullektüren geben, die im Jahr
1996 gemacht worden sind, die das Ganze quasi noch gedruckt haben: kennen
lernen (auseinander), so genannt (auseinander), du
hast ganz Recht? Davon
haben wir nicht gesprochen, d. h. die Großschreibung von „Recht“,
die grammatikalisch falsch ist, wird es in den Textausgaben geben,
die von Reclam sind.
Mischschreibungen! Sie schreiben zwar in neuer Rechtschreibung aber
manche Sachen machen sie nicht mit, und es gibt natürlich eine ganze
Menge Schullektüre in klassischer Rechtschreibung. Mir schien es ganz
wichtig, dass diese Schullektüren und die ganzen Bücher die in
Schulbibliotheken und in den privaten Bibliotheken stehen, dass die nicht
auf einen Schlag entwertet sind als falsch. Die müßten meiner
Ansicht nach auch in der Schule gelesen werden können.
Dr.
Zehetmair: Da stimmen wir völlig überein. Und ich habe nur
wiedergegeben, was die österreichische Delegation beklagt hat – vor
allem der Vertreter der Literaten. Und ich rate sehr – und wir werden
es auch der KMK raten, – dass sie ja nicht apodiktische Regelungen
aus den Ministerien bringen. Ich gehe davon aus, dass die Schule weiß und
verantwortlich genug ist, dass man bei Neuanschaffungen unter Einbeziehung
der Qualitätskriterien und nicht aus sturer Nostalgie die alte Rechtschreibung
nimmt, sondern dann die gültige nimmt, aber dann nicht etwa um den Preis
einer geringeren Qualität. Aber dass man deswegen Bücher wegwirft
oder nicht mehr rausholt, das können wir uns Gottseidank auch gar nicht
leisten.
Herr
N.N. (Journalist): Ja, jetzt weiß ich nicht,
ob die Frage schon gestellt worden ist?
Diese Tendenz zur Variantenschreibung ist ja eigentlich zeitgemäß,
zeitgemäß sein könnte, zurzeit passen würde. Aber wird
die nicht konterkariert durch die Korrekturprogramme in den Computern, das
heißt: Im Grunde ... [Fortsetzung unverständlich!]. Was setzt
sich denn dann in so einem Bereich durch?
Dr.
Zehetmair: Also ich möchte nicht dazu beitragen, dass sich die
Rechtschreibung und der Rat für deutsche Rechtschreibung danach richtet,
was der Computer uns vorgibt (also noch die alte Schreibweise einschließlich
Silbentrennung), sondern die Menschen sollten die Technik beherrschen, dann
bedeutet das für mich, dass wir schon – ich wiederhole – nach
dem Sinngehalt des geschriebenen Wortes schauen müssen. Und da sind
wir natürlich noch im Disput. In Bezug auf die Variationen gehe ich
selber ja weiter und sage: du kannst sowohl als auch schreiben. Ich verlange
in der Regel und möchte gern, dass es einen Unterschied macht, ob ich
Schüler, weil sie immer schwätzen, auseinander setzen muss, was
ich diskursiv auch auseinander schreibe, aber dass ich mich mit dem
politischen Gegner fair auseinandersetzen muss, was ich vom Sinngehalt her
zusammenschreibe.
Und so gibt es vieles. Das hat auch heute eine große Rolle gespielt.
Die Wörter blank putzen/blankputzen oder glatt
rasieren/glattrasieren sind nicht unser großes Problem. Aber dort wo es sinnentstellend sein
kann (heiligsprechen oder heilig sprechen), dazu will ich weiter beitragen.
Wir wollen weiter dazu beitragen, dass die Sprache nicht auch noch
immer weiter ein Symptom der Wegwerfgesellschaft wird.
Dürfen wir uns, wenn keine Fragen mehr sind, herzlich
bedanken.
- ENDE DER PRESSEKONFERENZ -
Anmerkung der Redaktion:
Nicht nur mit Blick auf barrierefreies
Internet* wäre es grundsätzlich
wünschenswert häufiger wortgenaue Abschriften von beispielsweise
Pressekonferenzen und Diskussionen erstellen zu können. In der Planung
ist u.a. künftig über
das Internet Pressekonferenzen Live in einen geschlossenen Kreis von
abschreibenden Menschen zu senden.
Solche Aufgaben lassen sich nur verteilt über eine größerer
Anzahl von engagierten Bürgerinnen und Bürgern realisieren.
Sollten Sie sich so angesprochen fühlen,
bitten wir um Kontaktaufnahme.
* Verbindung
zu www.wikipedia.de, der
freien Enzyklopädie* im
Internet.
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